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[Teilnahme Gruppenausstellung »Pure Bliss«, Galerie HAAS & GSCHWANDTNER in Salzburg, April–Mai 2021]

Die Kaffeemaschinen sind entstanden im Versuch eines Erspürens, eines Wiederfindens vom verlorenen Daheim. Die Eltern, die immer ungeheizte Küche, ein Surren und Tröpfeln, das Aroma von Kaffee.Wieso nur gibt es immer Umstände, die das jetzt unmöglich machen? Und trotzdem ist und bleibt da ein Gefühl, das in mir sickert. Ein leises Plätschern, das man zwischen meinen Rippen hört: die Frage, wie es hätte kommen können. Was man erreichen hätte können, das erreicht man auch, heißt es bei Arthur Schnitzler. So stürze ich mich wieder in den Tag. Das Alltägliche muss meine Seen füllen, wenn sich das Gewohnheitstier an solcher Quelle labt.

Picknick: Kuchen im Freien verspeisen, auf Parkbänken, ohne Gabeln. Verschlingen im Gehen. Geschirr wegwerfen, kein Kaffee dazu.



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[Text Nominierung und Ausstellungsteilnahme beim Art.Albina Kunstpreis 2020 in Oberalm, Juli 2020]

Kerzen auf einem gefalteten Pappobjekt; eine Feier, ein Fest, es geht um die Zukunft. Kerzenlicht, das für das ganz Besondere steht, für den Tag, ab dem alles gut werden soll. Hoffnungsvoll erstrahlen Lichter, die auf dem Boden einer Wegwerfschachtel stehen.
Alles Gute! Durch Auffalten des Kartons beginnen sich die Kerzen in alle Richtungen zu orientieren. Das ersehnte Große und Ganze, die ursprünglich erstrebte Ordnung, alles bricht auseinander. Zurückschauen. Fragen stellen über einstige Entscheidungen.



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[Text Teilnahme Gruppenausstellung »Fortress Of Salt«, Galerie Ebensperger Rhomberg in Salzburg, Juni 2020]

Glasierte Keramikkuchenstücke und Croissants auf dem Fundament eines weißen Gipsunterbaus, dessen gestaltete Oberfläche an klassisches Einweggeschirr aus Karton, an die eckigen Imbissteller erinnert, die es in Konditoreien zum Mehlspeis–Verpacken gibt. Mitsamt den Wünschen, die sich vor Vitrinen ausgestellter Kuchenstücke oft überhaupt erst regen, Begierden, die sich – durch glänzende Glasur und Farbigkeit – vielleicht sogar verstärken, auf die Spitze getrieben sehen. Das Papptellerrelief des Sockels eröffnet Assoziationen zur Ästhetik eines schnellen Mitnehmens; Wegwerfteller, die für den praktischen Transport fragiler Kuchen sorgen. Das Buffet ist eröffnet.




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[Info–Text zu Gruppe 19 anl. Teilnahme Gruppenausstellung Durch das Raue zu den Sternen in der Galerie FünfzigZwanzig in Salzburg, Februar 2020]

Die Gruppe 19 umfasst ein verstreutes Künstler*innenkollektiv von Studierenden des Mozarteums an der Abteilung für Bildnerische Erziehung in Salzburg. Durch den Mangel an freien Kunsträumen – im Sinne von Off- oder Artist Run Spaces – in Salzburg, annektierten einige Studierende ein brach liegendes Haus an der Salzach für ihre künstlerischen Interventionen. Das „alt space omahaus“ wurde von 2018–2019 für eine Reihe von Projekten genützt. Die Kernpersonen der Künstler*innen–Gemeinschaft „Gruppe 19“ sind Zoe Vitzthum und Cornel Entfellner.

[Teilnehmende Künstler*innen: Peter Fritzenwallner, Diana Barbarosa Gil, Ulrike Lienbacher, Anna-Sofie Lugmeier, David Moises, Wolfgang Obermair, Beate Ronacher, Christian Schwarzwald, Christian Zwerschina, Gruppe 19]



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[Text Cornel Entfellner anlässlich der Einzelausstellung «Café Fein« in der Galerie Eboran im Juli 2019,
 Ignaz-Harrer–Str. 38]


der peter sagt, die Kunst kann uns schon die Wirklichkeit erklären

Ein Ästhetisieren des Alltags
oder ein Deästhetisieren eines designten konstruierten Alltags
alles verhaftet im hier und jetzt
im ich und du
und doch ein Konservieren vom Schönen, das irgendwo dazwischen liegt
das es zu entdecken gilt
und doch
du siehst wohin du siehst nur eitelkeit auf erden
was dieser heute baut, reißt jene morgen ein
ein Aufbrechen von Wahrnehmungsmustern
durch ein überzeichnen von formen
ein überbauen von Raum
kein Prototyp
ein Produktionswechsel hin zum Nutzenwechsel
eine Fokussierung auf das Banale
ein Sichtwechsel im eigenen Wohnzimmer
      oder in der Küche
Wahrnehmungsmuster neu lernen heißt unterbrechungen entdecken
      oder einen riss
                       im teller
unterbrechungen entdecken heißt andere neue Zusammenhänge verstehen
du wiedersehen

zwischen Design und Nutzen
zwischen gefallen und brauchbar
zwischen vergehen und konservieren
zwischen still und laut
zwischen das Auge ist mit und der Magen verdaut
zwischen . zwischen . zwischen
zwischen Alltag und Kunst
liegt . schwimmt . baut und lauscht
eine Ästhetik einer Form der Sprache die zeichenlos und doch verständlich
hoffentlich auf die Erkenntnis
                          verweist
eben eine Präsentation des sinnlich Erfahrbaren.

und zuletzt doch wieder die Fragen:
aus was ist der Alltag?
kann Alltag vergehen?
aus was ist mein Alltag? und wo ist mein Platz zwischen meinen Dingen?
                            und deinen Dingen? zwischen mir und dir ist auch ein wir.

       du hast doch auch einen Löffel.
Vielleicht doch unser Platz zwischen unsren Dingen?
Unser Platz in unserer Kultur?
oder eigentlich sowieso alle wir?
weil sie/wir einen Löffel haben, wie wir.
würden wir einem Alien gegenüber weniger skeptisch sein, wenn es einen Löffel dabei hätte?

morgen koch ich suppe,
genau wie du
nur anders
um zu verstehen, dass wir wir sind
und dass es zwischen uns uns gibt

gibt’s Löffel – alle verschieden alle gleich.



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[Text Michael Kogler anlässlich der Einzelausstellung «Das Unüberwindbare« in der Galerie im Kunstwerk im  Mai 2018, Department Bildende Künste Salzburg]

Das Unüberwindbare

In diesem Raum sehen Sie einige Produkte eines Prozesses, der die Künstlerin Zoe Vitzthum schon seit Beginn ihres Studiums begleitet. Die Werke in diesem Raum zeigen verschiedene Stadien ihres Schaffens. Zunächst möchte ich Sie bitten ihre Aufmerksamkeit auf die Löffel zu richten.

Diese sind zwar als solche erkennbar doch durch einen Schnitt wurden sie ihrer ursprünglichen Funktion beraubt. Scheinbar ohne spezifische Ordnung liegen die Löffel auf einem silbernen Untergrund. In einem dystopischen Szenario bevölkern schwarze außerweltlich wirkende Kreaturen den Schauplatz der Verwüstung.

Richtet sich unser Blick nun auf die Keramikobjekte, können wir Kontraste in Anordnung und Materialität erkennen. Nicht nur durch ihre erhöhte Positionierung im Raum wirken die Teller erhabener. Der Glanz der weißen Glasur und die sich aufbiegenden Formen verleihen ihnen einen luftigen Charakter. Durch den Silbergrund sind die beiden Ebenen miteinander verbunden. In wie weit es sich um Handlungsorte derselben Geschichte handelt, bleibt offen. Eine Verbindung besteht jedoch im Schnitt.

Die Künstlerin hat den Schnitt als entscheidendes Konzept in ihr Werk eingebracht. Mit dem Zerschneiden der Alltagsgegenstände werden diese such von ihrer vorgesehenen Funktion, nämlich von oder mit ihnen zu essen, abgeschnitten. Die Gegenstände machen damit den intimen Bezug zu uns unmöglich. Es verwundert daher nicht, dass uns die Größe dieses Löffels zu schaffen macht.

Der überdimensionale Löffel ist der asiatischen Kultur entnommen. So einen bekommt man im Chinarestaurant zur Suppe. Doch hier wird auch ein zweites Gestaltungsprinzip wirksam, nämlich die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Der Löffel wird gleichzeitig geerdet und schwebend. Der Schnitt ist auf den ersten Blick nicht so wesentlich für die Gestaltung, wie in den anderen Werken. Allein durch diesen Schnitt kann der Löffel aber überhaupt erst entstehen.


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